· Pressemitteilung für Newssync

Einen Tag unterwegs mit dem Krankentransportwagen

Acht Krankentransportwagen (KTW) sind jeden Werktag für das Rote Kreuz im Landkreis Böblingen im Einsatz. Die KTW sind jeweils mit einem Rettungssanitäter und mindestens einem Rettungshelfer besetzt.

Unter der Woche starten acht Krankentransporter zu unterschiedlichen Zeiten zwischen 7 und 2 Uhr. An den Wochenenden sind es zwei KTW. 

Die DRK-Mitarbeiter Marlon Langstein und Philipp Jost finden sich um kurz vor 9 Uhr auf der Rettungswache ein. Nachdem sie ihre Dienstkleidung angezogen haben, gehen sie in die Fahrzeughalle des DRK-Zentrums auf dem Flugfeld in Sindelfingen. Als Erstes wird der KTW geprüft, ob er technisch in Ordnung ist und alle wichtigen Gerätschaften einsatzbereit an Bord sind. Es wird überprüft, ob genügend Sauerstoff vorhanden ist, die Absaugpumpe funktioniert, ebenso wie der AED (Automatisierter externer Defibrillator) im Falle von Herzrhythmus-Störungen. Die beiden jungen Männer achten zudem darauf, dass genug Decken für die Patienten vorhanden sind. 

Ein entscheidendes Utensil beim KTW-Dienst ist seit einiger Zeit ein Tablet. Auf diesem dokumentieren die Mitarbeitenden ihre Einsätze. Davor erfolgte alles handschriftlich auf Formularen. Auf den „Rescue-Track“-Monitor im Fahrzeug bekommen die Besatzungen ihre Einsätze von der Integrierten Leitstelle übertragen, so dass sie dank integriertem Navigationssystem den Einsatzort direkt anfahren können. Außerdem ist es möglich, über das Gerät mit der Leitstelle zu kommunizieren, an welchem Teil des Auftrags sich die Mitarbeitenden gerade befinden. Der Status 2 signalisiert zum Beispiel, dass das Team auf der Rettungswache bereit für den ersten Einsatz ist. Es dauert nur zwei Minuten, bis der kleine Melder in der Hosentasche laut piepst. Auf dem Display stehen nun der Name und die Adresse des ersten Patienten sowie eine erste Beschreibung, was vorliegt. Zum Auftakt geht es in eine Wohnung, in der ein älterer Herr gestürzt ist. Er klagt über starke Schmerzen am Bein. Da die Lage nicht lebensbedrohlich ist, lautet die Anweisung für die Rettungskräfte des DRK, dass sie „ohne Sonderrechte“ fahren sollen, also ohne Blaulicht und Sirene und an jeder roten Ampel anhalten. Für den Krankentransport ist das der Normalfall. „Wenn wir bei einem Notfall näher sind als ein Rettungswagen oder sich der Zustand eines Patienten während der Fahrt stark verschlechtert, so dass er schnell ins Krankenhaus muss, dann weist uns die Leitstelle aber auch an, die Sonderrechte zu nutzen, um schnell zum Einsatzort zu kommen“, berichtet Marlon Langstein. Schließlich könne es im Notfall auf jede Minute ankommen. Die beiden Rettungssanitäter führen dann an der Einsatzstelle die Erstversorgung durch, bis der Rettungsdienst eintrifft. Heute werden das Blaulicht und das Signalhorn des Fahrzeugs allerdings den ganzen Tag nicht benötigt. „Es gibt spannende und nicht so spannende Tage bei uns“, sagt der DRK-Mitarbeiter. „Meistens haben wir Transporte zwischen Krankenhäusern, Pflegeheimen, Arztpraxen und zu Hause, aber manchmal geht es auch zu einer Erstversorgung.“ 

In der Wohnung des ersten Einsatzes ist bereits eine Dame vom Hausnotruf vor Ort. Als das Krankentransport-Duo ankommt, erfolgt eine kurze Übergabe und sie verabschiedet sich, da sie zu ihrem nächsten Einsatz muss. Langstein und Jost übernehmen, sprechen mit dem Patienten und untersuchen ihn. Seine Krankenversicherungskarte wird direkt im Tablet des DRK eingelesen. Dem Krankenhaus wird er mit dem Tablet auf elektronischem Wege angekündigt. So steht auf der Tafel in der Notaufnahme der Klinik bereits „>80 Jahre, männlich, Schmerzen, Sturz, Extremitäten“. Da der Mann nicht mehr richtig laufen kann, holt Philipp Jost einen Tragestuhl aus dem Wagen. Mit diesem kann der Patient über Treppen hinauf beziehungsweise hinunter getragen, oder auf der Ebene geschoben werden. Über eine ausfahrbare Rampe wird der Patient dann mitsamt dem Stuhl ins Fahrzeug geschoben und kann während der Fahrt ins Krankenhaus gleich darauf sitzen bleiben. Während Philipp Jost das Auto steuert, bleibt Marlon Langstein hinten im Patientenraum des Fahrzeugs, damit er schnell eingreifen kann, falls es zu einer Verschlechterung oder Komplikationen während der Fahrt kommt. 

Nach erfolgreicher Übergabe des Patienten im Krankenhaus an den weiterbehandelnden Arzt verabschieden sich die beiden vom Patienten und wünschen ihm gute Genesung. Kurz nachdem sie wieder am Auto sind, kommt bereits der Folgeauftrag. Eine ältere Dame wird von einer Krankenhaus-Station entlassen und soll zurück in ihr Pflegeheim gebracht werden. Da erneut der Tragestuhl zum Einsatz kommt, wird dieser wie nach jedem Einsatz üblich noch geputzt und desinfiziert.

Zwischendurch plaudert Marlon Langstein kurz aus dem Nähkästchen: „Zu den schönsten Momenten in dem Job zählt es, wenn wir einen Patienten im kritischen Zustand ins Krankenhaus fahren und dann einige Tage später wieder gesund nach Hause bringen.“ Er schätzt: „Es gibt kein Pflegeheim im Landkreis, bei dem ich noch nicht war.“ Und die Notaufnahmen der Krankenhäuser kenne er sogar über den Landkreis hinaus.

Kaum haben die beiden die Frau vom Tragstuhl in ihr Bett im Pflegeheim gebracht, kommt auch schon der nächste Auftrag auf den Melder. Die zwei sollen Kollegen eines anderen Krankentransportwagens beim Tragen eines Patienten unterstützen. Vor einem Haus warten bereits zwei Kollegen. Ihr Patient liegt auf deren Trage in einem Tragetuch und muss mit diesem durch ein schmales Treppenhaus in seine Wohnung getragen werden. Zu viert ist der Patient binnen einer Minute zügig nach oben getragen. „So schnell war bei mir noch nie ein Einsatz beendet“, stellt Philipp Jost fest.

Von dort geht es direkt weiter. Eine Seniorin ist in einem Privathaus gestürzt. Ihr Mann führt die DRKler zu ihr. Sie hat sich ins Bett gelegt. Marlon Langstein misst Puls und Blutdruck und schaut, ob Verletzungen vorliegen. Er kann keine Verletzungen durch den Sturz feststellen. Die gemessenen Vitalwerte der Seniorin sind im Normbereich. Allerdings hat sie erhöhte Temperaturmit 38 Grad Celsius. Da die entsprechende Abteilung des nächstgelegenen Krankenhauses nicht aufnahmebereit ist und der Gesundheitszustand der Patientin es zulässt, wird der Hausarzt beziehungsweise dessen Urlaubsvertretung für einen zeitnahen Hausbesuch kontaktiert.  Die beiden Rettungssanitäter wünschen der Seniorin eine gute und schnelle Genesung. Sie geben dem Ehepaar noch mit auf den Weg, dass sie bei einer akuten Verschlechterung des Gesundheitszustandes jederzeit wieder bei der Integrierten Leitstelle Böblingen anrufen können. „Wir oder unsere Kollegen kommen dann erneut zu Ihnen und bringen Sie in ein Krankenhaus.“  

Anschließend muss ein älterer Herr von einer Arztpraxis abgeholt und nach Hause gebracht werden. Gemeinsam helfen die Rotkreuzler dem Mann beim Laufen durch das Treppenhaus. Im Erdgeschoss angekommen, setzt sich der Patient auf den Tragestuhl und wird damit ins Fahrzeug geschoben. 

Nachdem der Mann zuhause angekommen ist, lautet die Instruktion von der Leitstelle: „Ihr könnt zurück nach Sindelfingen auf die Rettungswache und Pause machen.“ Auf dem Rückweg wird das Mittagessen geholt und bei dem schönen Wetter vor der Wache gegessen. Wann die Pause zu Ende ist, bestimmt dann ebenfalls der Disponent von der Leitstelle in Böblingen.

Nach 30 Minuten geht es weiter. Ein Patient wird von der Ambulanz der nahegelegenen Klinik abgeholt. Auf der Fahrtrage liegend wird er in den KTW geschoben und zurück zu seinem Altenpflegeheim gefahren. In seinem Zimmer wird er mitsamt dem Laken gemeinsam von der Trage in sein Bett gehoben, ohne dass er aufstehen muss. Anschließend wird das Laken fachmännisch unter dem Patienten hervorgeholt.

Bei der nächsten Fahrt ist es genau umgekehrt. Ein Mann soll aus seinem Altenpflegeheim ins Krankenhaus gebracht werden. Auf Grund von starken Magenschmerzen hat sein Hausarzt die Einweisung ins Krankenhaus veranlasst und die Fahrt dorthin beauftragt. Erneut wird die frisch desinfizierte und neu bezogene Trage für den liegenden Transport genutzt. 

Danach geht es zurück zur Rettungswache. Zum Dienstende desinfizieren die Einsatzkräfte noch einmal alle Gerätschaften sowie die Touchflächen im Fahrzeug. Von außen wird das Fahrzeug ebenfalls gewaschen. Die jungen Männer haben wie jeden Tag wieder vielen Menschen helfen können und gehen mit einem guten Gefühl in den Feierabend.

-LCS-